GENUSS AUF KNOPFDRUCK
Japan ist bekanntermaßen eine Hightech-Nation – und gleichzeitig ein Land, in dem Essen einen wichtigen Stellenwert hat. Nur logisch, dass es in keinem anderen Land der Welt mehr Automaten gibt, an denen Menschen 24/7 Essen und Getränke bekommen. Gespannt, was es da so alles auf Knopfdruck gibt? Hier erfährst du mehr.
Wie alles begann
Der „jidō hanbaiki”, der japanische Verkaufsautomat, ist in Japan ein Klassiker. Bereits in den 1880er Jahren wurden die ersten Automaten im Land aufgestellt. Neben Zigaretten wurden hierüber schon bald auch Süßigkeiten verkauft. Ein besonders beliebter Automat spielte nach dem Einwurf einer 1-Sen-Münze (das entspricht heute etwa 100 Yen) beim Auswerfen des Snacks einen kleinen Jingle ab. Schnell begeisterten sich die Japaner für diese praktische Art, sich unterwegs zu versorgen – und so wurden die nur schrankgroßen Automaten zu einem Verkaufserfolg.
Siegeszug der Saftindustrie
Schnell kamen findige Geschäftsleute darauf, dass man über diesen Weg sehr gut auch Getränke verkaufen kann. Eine Kühleinheit im Automaten machte es möglich. Für nur 10 Yen gab es bald an jeder Ecke frischen Saft, wann immer man wollte. Als in den 1960er Jahren ein internationaler Softdrink-Hersteller den japanischen Markt für sich entdeckte, wurden diese Automaten zum selbstverständlichen Teil des alltäglichen Straßenbilds.
Heute kann man sich selbst in weit abgelegenen Teilen des Landes jederzeit an ihnen bedienen. Ein cleveres Geschäftsmodell unterstützt die Verbreitung: Wer einen Automaten auf seinem Grundstück aufstellen lässt, bekommt dafür Miete. Eine nette, kleine Einnahmequelle und so wundert es nicht, dass man gefühlt alle 100 Meter einen Automaten findet.
Kalt und heiß genießen
Geschätzt etwa zwischen 4,5 und 5 Millionen Automaten bevölkern inzwischen die japanischen Inseln. Das heißt: 23 Einwohner teilen sich – statistisch gesehen – einen der bunten, blinkenden und inzwischen sogar sprechenden Kisten. Das Angebot kann stark variieren.
Nach wie vor sind rund die Hälfte der Maschinen mit Getränken bestückt. Vom klaren Wasser über die typisch trüben Calpis – Getränke auf Milchsäurebasis –, lila Limonaden und Fruchtgetränken bis zu heißen Tees und kalten Kaffees ist alles zu haben, was der Durst verlangt. Bis zu 30 verschiedene Getränke können in einem Automaten stecken.
Gegen den kleinen Hunger gibt es selbstverständlich auch etwas an jeder Ecke. Heiße Suppe ist das gefragteste Gericht. Meistens handelt es sich dabei um eine einfache Maissuppe zum Trinken. Auch die klassischen Cup Noodles werden gern genommen. Und der neueste Trend ist: Pizza aus dem Automaten! Den gibt es übrigens inzwischen sogar schon in Deutschland, unter anderem in Stuttgart, Frankfurt und München.
Praktisch und lebensrettend
Aber die Automaten spucken längst noch ganz andere, praktische Alltagsgegenstände aus: Von Blumensträußen für vergessene Geburtstage über Krawatten und Angelköder bis hin zu Regenschirmen, die man sich ausleihen kann. Manche Vermarkter bieten für etwa 50 Meter rund um das Gerät außerdem kostenloses WLAN an und wieder andere belohnen einen Einkauf mit einem Selfie, bei dem man sich am Automaten sogar verschiedene Hintergründe auswählen kann. Gratis-Werbung für das Unternehmen inklusive!
Eine wirklich kluge Idee: Im von Erdbeben geplagten Japan sind etliche Automaten inzwischen so programmiert, dass sie im Falle eines starken Bebens die Getränke kostenlos herausgeben und damit die Erstversorgung betroffener Gebiete unterstützen. Gleichzeitig werden auf den Displays der Maschinen aktuelle Informationen zur Verfügung gestellt und können so zum Beispiel Evakuierungen unterstützen. Gut, dass es im Fall der Fälle so viele Automaten gibt!
Fun Fact zum Schluss: Der Fotograf Eiji Ohashi begann 2008 damit, die Automaten Japans zu fotografieren. Seine Bildersammlung „Road Signs” wird inzwischen weltweit ausgestellt – die Bilder sind auch als Bildbände oder einzelne Prints zu haben. Eine schöne Reminiszenz an eine interessante „to-go”-Tradition.